anderswoanders

Jaguar Fotosafari, 2.Tag

Heute war wieder um 4:45 Uhr die Nacht zu Ende, denn heute wollten wir wieder einen Jaguar sehen. Dazu bin sogar ich bereit früh aufzustehen. Monica ist schon wach als ich aufwache und fleissig mit ihrer Tastatur und dem Handy beschäftigt. Ausnahmsweise aber nicht mit Facebook und Co, sondern mit dem Blog. Sie hat schlecht geschlafen und ist auch ziemlich erkältet die Arme. Zum Glück haben wir Grippemittel dabei und hoffen, dass es schnell vorüber geht. Schnell noch die Sachen aus der Dusche geräumt, die dort nach dem Waschen trockneten und unter die Dusche gehüpft.

Als wir das Haus zum Frühstück verlassen, sehen wir auch schon unseren Wäscheberg, den wir gestern zum Waschen gegeben habe, fertig zusammengelegt auf einem unserer Stühle vor dem Haus liegen. Das ist prompter Service. Zwar nicht ganz günstig und jedes Teil kostet extra, also eine Hose oder Hemd oder T-Shirt liegt bei 10 Riais, während ein paar Socken nur 6 Rais kostet. Wenn ich daran denke, dass wir in Rio für einen Riesenberg Wäsche komplett nur 50 Riais bezahlt haben, dann ist es hier sehr teuer. Aber schnell und was will man mehr, wenn man vielleicht nur 2 Tage hier ist, was durchaus üblich ist.

Und los geht's mit Judy und Sali

Und los geht’s mit Judy und Sali

Um 06:00 Uhr nach einem Standard-Frühstück stehen wir pünktlich am Steg, als auch schon unser Boot mit Sali, dem Fahrer ankommt. Es kann losgehen. Auch das Einsteigen klappt mittlerweile schon recht gut, nur arrangiert Sali Monica und mich heute um. Warum auch immer, aber heute soll ich hinter ihm sitzen. Das Boot hat damit etwas Schlagseite nach rechts, aber vielleicht war das ja das Ziel. Schon geht es los und wir sind ganz aufgeregt. Wird es uns heute gelingen, wieder einen Jaguar zu sehen?

Keine 20min später ruft plötzlich Monica ganz aufgeregt, ein Jaguar!!!! Wieso hat ihn denn weder Sali noch Judy gesehen? Ich bin natürlich unschuldig, denn ich beobachte ja das andere Ufer ;-). Die Erklärung ist einfach, Monica hat auch immer wieder mal einen Blick zurück geworfen und ihn da im Wasser entdeckt, wo er beim Vorbeifahren von einem Busch verdeckt war.

Jaguar beim Baden erwischt

Jaguar beim Baden erwischt

Echt clever, sowohl vom Jaguar, aber noch mehr von meiner Süssen. Während Sali noch das Boot wendet, wetzen wir schon mal die Messer, oder besser gesagt, setzen wir schon mal die Kameras an unsere Augen und schiessen die ersten Schnappschüsse. Der Jaguar hat sich nämlich ertappt gefühlt und beschlossen sein morgendliches Bad zu beenden und den Rückweg angetreten. Trotzdem sind uns noch ein paar gute Aufnahmen gelungen. Bei der Rückansicht des Jaguars ist uns auch aufgefallen, woher Judy wusste, dass es sich um ein Männchen handelt. Diese tragen ihre Eier aussen, unter dem Schwanz. Nach dem Bad hat der Jaguar schnell die Uferböschung erklommen und ist im Dickicht untergetaucht. Wir haben noch etwa 30min gewartet, ob er nochmals auftaucht, aber leider ohne Erfolg. Also sind wir weitergefahren und haben unser Glück woanders versucht.

Reiher mit mehr Jagdglück

Reiher mit mehr Jagdglück

Da kommt eine Funkmeldung von einem anderen Boot, dass sie einen Jaguar gesehen haben. Schnell wurde gewendet und mit Höchstgeschwindigkeit die Stelle angefahren. Dabei wurden wir allerdings von einigen anderen Booten überholt. Man merke sich: wenn man Jaguare fotografieren will, braucht man unbedingt ein Boot mit Power. Wir haben uns für 2 Tage ein 40PS Boot geleistet und nur für den 3. Tag ein 115 PS Boot gesichert. Das werden wir beim nächsten Mal anders machen, denn mit 115 PS ist man einfach schneller am Ziel. Man weiss schliesslich nicht, wie lange die Tiere „still halten“.

Als wir ankommen, warten schon gut und gerne 10 Boote und momentan ist gerade kein Jaguar in Sicht. Da der Fluss hier relativ schmal ist, lenken alle Ihre Boote an das rechte Ufer in dem Versuch etwas Schatten zu bekommen. Die Temperatur ohne Fahrtwind ist mittlerweile auch im Schatten schon annähernd 40 Grad und da versucht man jeden Schatten zu nutzen. Dummerweise lauern hier auch die Mücken und sonstige stechenden Zeitgenossen, sodass ich mich schnell nochmals eingesprüht habe und mir anschliessend sogar mein Moskito-Netz aus Schottland über den Kopf gezogen habe. Darunter war es zwar noch wärmer, aber da sie mich innert Kürze schon 3 mal am Kopf gestochen hatten und das neben den Händen der einzig ungeschützte Bereich ist, war es mir das Wert. Wir warteten und warteten, tranken dazwischen mal Wasser und warteten, bis Sali über Funk mal gefragt hat, ob irgendjemand diesen Jaguar schon gesehen hatte. Als darauf keine Antwort kam, lachte Sali sich fast schief und legte ab, genau wie alle anderen Boote. Keiner weiss genau, ob es ein Fehler war, oder das erste Boot, welches den „Fund“ gemeldet hat, schon weiter gefahren ist, aber die Wahrscheinlichkeit, dass hier tatsächlich ein Jaguar lauert, war sehr gering. Dafür haben die Mücken bei mir reiche Beute gehalten, diese Blutsauger.

Riesenotter am Fressen

Riesenotter am Fressen

Und weiter ging die Jagd, allerdings sind wir vorher auf ein paar Riesenotter getroffen, wo einer gerade dabei war, seinen Fisch zu verspeisen. Es hat ihm sichtlich gemundet wie er mit deutlichem Schmatzen bekundet hat, obwohl er den Fisch mit Haut und Gräten verspeist hat. Es war aber ein wirklich herziger Anblick, wie er den Fisch in seinen Pfoten gehalten und dann abwechselnd von rechts und links abgebissen hat. Wir haben uns das Treiben in Ruhe angeschaut, obwohl zwischendurch wieder eine Meldung über eine Jaguar-Sichtung gemeldet wurde. Judy fragte uns, ob wir dahin wollen, 15 min, aber wir haben verneint. Die Erfahrung von eben hat uns gereicht. Wir haben lieber noch die Otter betrachtet und uns an der Anmut und Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen erfreut.

Futterneid

Futterneid

Über Mittag haben wir dann von Judy gehört, dass der Jaguar, den wir ausgeschlagen hatten wohl eine richtig tolle und lange Fotosession abgeliefert hat. So ein Mist, war vielleicht doch die falsche Entscheidung? Wir haben uns vorgenommen, den nächsten Termin nicht einfach abzusagen, sondern wir wollen unbedingt nochmal einen Jaguar sehen. Auch mal für längere Zeit betrachten, wenn möglich. Das Essen war wieder gut und heute gab es noch fritierte Aubergine, wirklich köstlich. Nach dem Essen blieb noch kurz eine Stunde Zeit zum Ruhen, oder in unserem Fall zum bloggen. Die Geschichten müssen ja erzählt (oder mindestens schon mal niedergeschrieben) werden, solange sie noch frisch im Gedächtnis sind.

Am Nachmittag ging es wieder voller Hoffnung raus, dass es diesmal wieder klappt. Wir sind weit den Rio Sao Lourenco hinauf gefahren, aber ohne Erfolg, zumindest was die Sichtung von Jaguaren betrifft. Wir haben Kaimane getroffen und unfreiwillig gefischt. Die Fische, im Ganzen 3 Stück (2 mit ca. 20cm Länge und ein Kleinerer mit 10cm) sind uns während der langsamen Fahrt einfach in das Boot gehüpft. Ich weiss nicht, ob sie eine Mutprobe ablegten, für Olympia trainierten oder ihrem Leben ein Ende bereiten wollten, jedenfalls habe ich sie wieder eingesammelt und zurück in den Fluss geworfen. Da versuchen die Fischer den ganzen Tag was zu fangen und bei uns springen sie freiwillig ins Boot. Ist schon lustig.

Brüllaffe

Brüllaffe

WIr sehen noch einen Brüllaffen, welchen auch wieder Monica entdeckt hat.  Das sind nicht so prima Fotos geworden, da das Gehölz recht dicht war. Wenig später zeigt uns Judy auch noch einen weiteren Tagschläfer, der sich perfekt zu tarnen versteht: der Great Potoo, oder zu Deutsch Riesentagschläfer. Auch dieser Vogel ist ein Meister der Tarnung und im Baumgehölz fast nicht auszumachen. Jedenfalls nicht als Fremdkörper.

perfekte Tarnung des Riesentagschläfers

perfekte Tarnung des Riesentagschläfers

Erst bei genauester Betrachtung erkennt man, dass es ein Vogel ist und nicht ein verkümmerter Ast. Im Gegensatz zu dem Urutau Tagschläfer, den wir im Amazonas schon gesehen haben, ist der Riesentagschläfer eher mit einem grau weisslichen Federkleid versehen und passt besser zu einem weissen Stamm, als zu einem Braunen. Dank Judy haben wir ihn aber nicht nur gefunden (für die schwierigen Fälle hat sie einen Laserpointer dabei, echt genial), sondern konnten auch ein paar gute Fotos machen. Wer sieht den Vogel?

Riesentagschläfer perfekt getarnt

Riesentagschläfer perfekt getarnt

Der Riesentagschläfer ist nicht so selten wie der Urutau Tagschläfer, aber tagsüber trotzdem schwer zu entdecken. Direkt danach kommt eine Meldung über eine Jaguarsichtung. Jetzt aber schnell gewendet und die Jagd geht los. Man kommt sich vor wie auf Safari, Wenn die Fahrer ihre Funde melden und einem das Jagdfieber packt, nur eben nicht mit einer Waffe, sondern mit der Kamera (war in Afrika übrigens dasselbe. Keine Waffen ausser Fotoapparat). Da schon die nächste Meldung, bevor wir am Ziel angekommen sind. Der Jaguar hat ein Kaiman gerissen und frisst. Wenn wir doch nur ein schnelleres Boot genommen hätten, dann wären wir vielleicht schon da.

Irgendwann kommen auch wir an und mittlerweile erkennt unser geschultes Auge am Abstand der wartenden Boote, dass es momentan nichts zu sehen gibt. Macht nichts, wir wollen waren, ebenso wie alle anderen Boote. Also beginnt eine wilde Rangelei auf dem Wasser, wo jedes Boot versucht, die beste Position für seine Passagiere herauszuholen. Sali ist viel zu vornehm und schnell befinden wir uns in der 5. Reihe. Allerdings ist sowieso im glücklichsten Fall zu erahnen, dass sich ab und zu etwas bewegt. Wir sitzen im Boot bei über 40 Grad im Schatten, mitten auf dem Fluss, umgeben von stechwütigen Insekten und warten auf den Jaguar. Glücklicherweise ist es heute etwas bewölkt und manchmal schiebt sich eine Wolke vor die unbarmherzige Sonne.

Wolkenloser Himmel

Wolkenloser Himmel

Es ist nur ab und zu eine Silhouette sichtbar. Der Jaguar hat gemäss dem ersten Boot, das ihn gesichtet und es allen Anderen gemeldet hat, einen Kaiman gerissen und verzehrt ihn nun in Ruhe. Gemäss Judy müsste er danach ans Wasser kommen, um den Mund auszuspülen und zu trinken. Deshalb warten wir. In der Zwischenzeit erfahren wir, dass so ein Jaguar von einem Kaiman bis zu 5 Tage zu Fressen hat und dann noch 2 Tage nichts zu Fressen braucht, bevor er wieder etwas Jagen muss. Ich hätte eigentlich her erwartet, dass die Opferrolle in dieser Beziehung eher der Jaguar hat, aber so kann man sich täuschen. Der Jaguar ist hier der unangefochtene König des Sumpflandes und steht an der Spitze der Nahrungskette,

Unser Jaguar hat es scheinbar nicht so eilig mit dem Trinken und nachdem 30min keinerlei Bewegung mehr zu sehen oder hören gewesen ist, fahren die ersten Boote wieder. Wir warten noch und wollen die Hoffnung noch nicht aufgeben. Allerdings gibt Jude zu bedenken, dass es durchaus sein kann, dass sich der Jaguar von der Anstrengung erholt und erstmal ein Verdauungsschläfchen macht. Lange Rede kurze Quintessenz: Wir haben keinen Jaguar mehr zu Gesicht bekommen. Monica hat als Einzige von uns beiden einmal kurz die Silhouette des Jaguars deutlich gesehen, vermutlich als er sich zum Schlafen hingelegt hat. Etwas enttäuscht haben wir schliesslich den Rückweg angetreten, denn es wurde auch schon langsam zu dunkel für gute Fotos. Das mit den Fotos ist sowieso so eine Sache. Es ist witzig, wenn wir mit zwei kleinen Pocketkameras gegen alle diese Profi-Kameras mit mehreren Dezimetern Objektiven und riesigen Stativen ebenfalls versuchen gute Fotos zu machen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass sich hier die Wildlife-Elite Fotografen ein Stelldichein geben, um die besten Stories zu verkaufen.

Auf der Rückfahrt hat unser Fahrer Sali, dann noch einen kurzen Zwischenstopp angelegt, ist eine Böschung hochgeklettert und hat einige Zeit etwas gesucht. Schliesslich ist er mit einer Wassermelone unter dem Arm, welche er da oben angepflanzt hatte, stolz wieder zurück gekommen.

Melone gepflückt

Melone gepflückt

Auf der Hazienda beim Rückweg zum Haus hat uns Judy dann noch gezeigt, dass in einem hohlen Baum ein Tukan nistet und wie man ihn überredet herauszukommen, zum Fototermin. Leider ist er verdammt scheu und verschwindet sehr schnell in die höher gelegenen Baumwipfel. Das müssen wir wohl noch etwas üben.

Tukan der Hazienda

Tukan der Hazienda

Beim Abendessen hat uns Judy dann noch über eine wichtige Kleinigkeit aufgeklärt, die sie vorher vergessen hatte. Es gibt einen kleinen Beistelltisch mit einem 5 Liter Fass und ein paar Schnaps-Flaschen als „Verdauerli“. Auf meine Frage, was denn in dem Fass sei, ob es Wein ist, hat sie gemeint, nein das ist Likör, Cachaca Likör (also aus Zuckerrohr). Das haben Monica und ich dann grad mal mit Limettensaft probiert. Mmmmh, echt lecker. Natürlich nur zu medizinischen Zwecken, denn Judy hat uns erklärt, dass sie niemals verschnupft ist, da sie jeden Tag vor dem Frühstück ein Glas frisch gepressten Limettensaft trinkt. Da kann man sich doch getrost ins Bett legen und auf eine gute Besserung hoffen. Die notwendige Bettschwere hatten wir auch schon und morgen geht der Wecker wieder in aller Herrgott Frühe

Transport

Mit kleinem, offenem 6 plätzigen Booten mit Aussenbordmotor

Ausflüge

Jaguar gucken mit 50HP Boot

Unterkunft

Hotel Porto Jofre Pantanal Norte Ltda.
PORTO JOFRE PRESTADORA DE SERVIÇOS LTDA
Rod. Transpantaneira km 145 – Galpão 1
Poconé – Mato Grosso
Tel.   (+55) 65 3623 0236 oder (+55) 65 3637 1263 oder (+55) 65 3637 1593
www.portojofre.com.br

Galerie

Neben den offensichtlichen Hobbies pflege ich noch den Genuss eines schönen Scotch und liebe die Ausfahrten mit meinem Motorrad. Derzeit eine BMW K1300R. Zur Entspannung im Winter geniesse ich den Modellbau und bin hier bereits im Jahre 2003 bei den Figuren des Games Workshop Tabletop-Spiels von Warhammer und Warhammer 40K hängen geblieben. Ich spiele zwar nicht, aber die sehr detailreichen Plastik-Modelle haben es mir angetan.

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