anderswoanders

Amazonas von seiner schönsten Seite

Wir sind im Paradies angekommen, hier bleiben wir. Ich liege in der Hängematte, in Sichtweite außer Reiner kein Mensch und als Geräusch Kulisse der Urwald.

Aber erst mal von vorne. Um 5 Uhr ging der Wecker. Soviel zu entspannen in den Ferien. Einmal mehr hieß es packen. Das meiste haben wir zum Glück am Abend vorher gepackt, so dass der Rest schnell erledigt war. Ich hatte richtig Freude meine Safari Kleidung anzuziehen. Es gibt mit so ein bisschen das Gefühl von Abenteuer und Crocodile Dundee. Ab 7 Uhr warteten wir auf unseren Fahrer, um 7:30 war er schon da. Mit uns zur Lodge fuhren Monica und Greg aus Kanada. Die erste Etappe führte uns in 45 min mit dem Auto quer durch Manaus bis zum Hafen.

Der Hafen von Manaus

Der Hafen von Manaus

Da verabschiedete sich der Fahrer und wir wurden unserem Bootsführer übergeben. Das Boot ist auf den ersten Blick eine lang gezogene Nussschale. In Wirklichkeit war es ein super bequemes extrem schnelles Boot mit gepolsterten Sitzen. In einem Wahnsinns Tempo düsten wir dem sogenannten Meeting of water entgegen. Das Meeting of  water ist ein echtes Naturphänomen. Hier treffen sich der Rio Negro und der Rio Solimeos   und werden zusammen zum bekannten Rio Amazonas. Dadurch, dass der schwarze Rio Negro warm ist und der gelbe Rio Solimeos kalt, mischen sie sich nicht. Man sieht während 6km eine klare Trennung zwischen den beiden Flüssen. Unser Bootsführer blieb solange an der Grenze bis wir alle Fotos gemacht hatten und die Temperatur Unterschiede gespürt hatten. Danach ging es im selben Tempo weiter, bis wir nach 1h einen Hafen auf der anderen Seite erreichten.

Reiner am Meeting of Waters

Reiner am Meeting of Waters

Hier stiegen wir in einen alten und genauso bequemen VW Bus mit 2 neuen Fahrern um. Ich sass am offenen Fenster und genoss den kühlen Fahrtwind. Die rasante Fahrt ging vorbei an zahlreichen Häusern, kleinen Farmen und 2 Schulen. Immer mal wieder sah man die verbrannten Felder. Dies ist leider noch bis heute ein grosses Problem im Amazonas. Die lokale Bevölkerung brennt das Holz nieder um freie Fläche zu erhalten. Langsam findet zwar ein Umdenken statt und es wir bewusst gemacht, wie wichtig die Bäume sind. Doch das Umdenken dauert seine Zeit. Nach 45min bogen wir von der Asphalt Strasse in eine Pistenstrasse aus rotem Sand. Langsam kommen wir der gesuchten Abgeschiedenheit näher.

Die Strasse führt uns zur Lodge bzw. zum nächsten Boot

Die Strasse führt uns zur Lodge bzw. zum nächsten Boot

Wir folgten dieser Strasse für weitere 15 min und kamen am Ende an etwas, das aussah wie ein Tümpel mit Kiosk. Hier wurden wir gebeten aus zusteigen und konnten uns was zu trinken kaufen. Nebst Wasser gönnten wir uns eine Kokosnuss. War die himmlisch! Während ich auf dem Klo war (übrigens sehr sauber) gönnte sich Reiner noch eine Packung Brasilian Nuts (Paranüsse). Beim ersten Biss dachte ich, die sind noch nicht reif, weil sie so saftig waren. Doch sie sind reif, nur nicht ausgetrocknet. Hier kriegt man sie richtig frisch und die sind so extrem lecker. Erinnern leicht an Kokosnüsse. Irgendwann fuhr unser Bus inkl. unserem Gepäck weg. Wir glaubten den beruhigenden Worten und blieben sitzen. Besonders, da der Bus Richtung Tümpel fuhr, weit konnte er da ja nicht fahren. Er kam auch kurze Zeit später zurück und lud 3 Mädels aus Paris bei uns ab. Sie waren auf dem Rückweg aus der Lodge und fuhren mit unserem Bus wieder zurück in den Hafen.

Reiner kauft sich eine Kokosnuss

Reiner kauft sich eine Kokosnuss

Wir wechselten in ihr Boot und fuhren zum ersten Mal so richtig durch den Amazonas, zu mindest so wie ich es mir vorstellte. Die Bäume stehen alle im Wasser und das Boot fährt eng durch die Baumlandschaft. Der Tümpel von vorher stellte sich als Seitenarm heraus.

Hinter Reiner wartet das Boot, das uns zur Lodge bringt

Hinter Reiner wartet das Boot, das uns zur Lodge bringt

Das sollten wir in den nächsten Tagen noch öfters erleben. Wenn etwas aussieht wie eine Sackgasse, biegt das Boot ab in den Wald und fährt durch den Wald in einen neuen Flussabschnitt. Sobald der Fluss wieder breiter wurde gab der neue Bootsführer Gas. Die Fahrt ging an vielen einzelnen Häusern vorbei und nach einer weiteren Stunde tauchten die Stelzenhäuser der Juma Amazon Lodge vor uns auf. Es gab einen kurzen Fotostopp und dann legten wir auch schon an.

Ein Appartement der Juma Amazon Lodge - unser zu Hause für 3 Nächte

Ein Appartement der Juma Amazon Lodge – unser zu Hause für 3 Nächte

Der erste Eindruck der Lodge ist einfach traumhaft. Wirklich mitten im Dschungel gelegen. Vom Steg geht eine große Treppe hoch zur Rezeption. Dort wurden wir von Ronaldo begrüßt. Er wird die nächsten Tage unser Guide sein. Er informierte uns über das wichtigste und ließ uns dann das Zimmer beziehen. Der Weg zum Zimmer führt über einen rund 400m langen Holzsteg, etwa 5m über dem Boden.

Monica auf dem Steg zwischen Rezeption und Zimmer

Monica auf dem Steg zwischen Rezeption und Zimmer

Zwischen Rezeption und Restaurant sind die etwas günstigeren Zimmer und nach dem Restaurant zweigen immer wieder Pfade zu den anderen Unterkünften. Der Vorteil an der etwas teurer Unterkunft soll gemäß Internet die Privatsphäre und die Aussicht sein. Und tatsächlich, obwohl auf beiden Seiten relativ nahe Hütten stehen, sieht man dank Dschungel keinen Nachbarn. Nach vorne jedoch haben wir eine tolle Sicht durch die Bäume auf den See. Das Zimmer ist eine Holzhütte auf Stelzen, 6m über dem Wasser. Auf dem Balkon ist eine Hängematte montiert und es hat einen Tisch mit Stuhl. Kaum angekommen war es auch schon Zeit für’s Mittagessen. Ein leckeres Buffet mit Fisch und Fleisch. Es ist hier Brauch, dass jede Gruppe zusammen isst. Da wir außerhalb der Saison sind, ist es einfach Ronaldo’s Tisch zu finden. Wir sind nämlich die einzige Gruppe. Die Juma Amazon Lodge hat 20 Zimmer und aktuell sind wir mit uns 10 Gäste. Wir lernten Sandra aus Australien und Karl aus Nürnberg kennen. Ausserdem haben wir noch 2 Bolivianer und 2 Engländer in der Gruppe.

Reiner am tollen Buffet

Reiner am tollen Buffet

Nach dem Mittagessen gibt es eine längere Pause. Bei dem Wetter ist es mehr als angebracht. Wir haben kein Thermometer, uns wurde gesagt es ist um die 40°C heiss. Auf jeden Fall ist es schweißtreibend und ich bin froh um meine teuer gekauften Outdoor Hose und Hemd. Beides so luftig leicht, dass man sie kaum spürt. Wir genossen die 3h Pause auf unserem eigenen Balkon, dösten und schrieben am Blog weiter.

Reiner geniesst die Hängematte

Reiner geniesst die Hängematte

Um 16 Uhr traf sich die Gruppe beim Pier. Natürlicherweise werden hier alle Ausflüge mit dem Boot durchgeführt. Unser erstes Ziel heute war das Zuhause einer einheimischen Familie. Die Juma Amazon Lodge unterstützt diese Familien unter anderem damit dass sie ihnen einen Gasherd und einen Generator besorgen. Ziel unseres Ausflugs ist ein Verständnis für die lokale Bevölkerung zu kriegen. Die erste große Überraschung sahen wir bei der Ankunft. Ein Tapir spazierte gemütlich durch die Gegend und ließ sich sogar streicheln. Die Familie fand ihn bei der Jagd, als er ganz klein und ohne Mama war. Normalerweise jagen und essen sie Tapire, aber dieser ist nun ihr Haustier.

Der zahme Tapir

Der zahme Tapir

Die nächste Überraschung war ein Tukan der genüsslich Acaí Beeren ass und sich nicht durch uns stören ließ. Gemäß Ronaldo ist es sehr selten, dass man einen Tukan so nahe sieht.

Der nicht zahme Tukan

Der nicht zahme Tukan

Weitere Tiere waren Schweine und Hühner. Beides für den Verzehr gedacht. Die Ferkel auf zusätzlich ihre Bank. Wenn sie Geld brauchen, verkaufen sie ein Schwein. Ihre Haupt Einnahmequelle ist die Maniok Wurzel. Ca. alle 2 Monate graben sie die Wurzeln aus und verarbeiten sie. Erst wird die Wurzel gepresst, so dass ein Brei und ein Saft entsteht. Der Brei wir in einer großen Pfanne getrocknet und ergibt das berühmte Maniok Mehl. Ohne dieses isst kein Brasilianer seine Mahlzeit. Zum mindestens keiner aus dieser Gegend. Das Mehl wird vor allem über Fisch und Fleisch gegeben. Der Saft wird erst stehen gelassen, so dass sich die restlichen Feststoffe ab setzen können. Diese werden ebenfalls über dem Feuer getrocknet. Dies ist wichtig, weil sich darin Cyanid befindet und dies mit der Hitze zerstört wird. Aus dem selben Grund muss auch der Saft 3x gekocht werden. Ronaldo erzählte uns, dass er seine Chillisauce aus dem Saft macht. Er gibt 500g Chili in den Mixer und soviel von dem Saft, dass es einen Brei ergibt. Bei der Führung ging es nun weiter mit dem Rohrzucker. Dieser wurde frisch für uns gepresst und wir durften ihn Becherweise trinken. Das war so Lecker, ich hätte es Eimerweise trinken können. Es ist richtig schön süß und trotzdem erfrischend. Ronaldo empfiehlt es auch als Heilmittel nach einer feucht fröhlichen Nacht. Wenn er mit einem Kater aufwacht, schickt er seine Frau los um einen Liter kalten Rohrzucker Saft zu kaufen. Danach geht es ihn wieder blendend. Die Familie hier verkauft den Saft jedoch nicht, sondern nutzt ihn für eigene Zwecke.

Der Rohrzucker Saft wird von der lokalen Familie gepresst

Der Rohrzucker Saft wird von der lokalen Familie gepresst

Wir sprachen auch darüber wie glücklich oder unglücklich die Einheimischen sind. Auf den ersten Blick führen sie ein armes Leben. Eine Hütte für die ganze Familie, bestehend aus einer Küche und zwei Räumen. Dazu kein fließendes Wasser. Auf den zweiten Blick jedoch sieht man wie glücklich sie sind. Sie müssen theoretisch für nichts bezahlen und sind ihr eigener Herr. Sie gehen auf die Jagd oder fischen wenn sie hungrig sind. Sie haben durch den Fluss genug Wasser und es gedeiht was sie anpflanzen. Gemäß Ronaldo können sie hier in der Gegend die Primarschule absolvieren. Es kommt täglich ein Schulschiff vorbei und holt die Kinder ab. Wer will kann danach in weiterführende Schulen. Allerdings sind diese in Manaus und da kostet dann plötzlich alles: der Transport, das Wasser, der Strom, essen und trinken. So dass es sich nur wenige leisten können. Und die, welche die Schulen besucht haben kommen danach fast alle wieder zurück, weil hier das Leben friedlicher ist. Zum Abschluss konnten wir noch Souvenirs kaufen. Ronaldo hatte uns im Vorfeld schon gebeten etwas Geld mit zu nehmen, da dies nochmals ein Zustupf für die Familie ist.

Monica bei der Bootsfahrt zurück zur Lodge

Monica bei der Bootsfahrt zurück zur Lodge

Zurück in der Lodge gab es eine kleine Teerunde. Nebst Kaffee und Tee gab es noch kleine Pizzen, Sandwiches und eine super leckere Paste zum drauf streichen. Und natürlich Wasser. Die beiden Wasserkanister wurden zu unseren besten Freunden. Wann immer möglich füllten wir unsere Wasserflaschen auf. Wir hatten ca. 1h Zeit uns ein bisschen hinzulegen bevor es zum Abendessen ging. Wir genossen die Aussicht vom Steg und unterhielten uns mit Karl, als plötzlich vor und ein Delphin auftauchte. Er sprang in die Luft und schien nur für uns Kunststücke zu vollführen. Was für ein unvergesslicher Anblick.

Der pinke Delphin zeigt sich von seiner besten Seite

Der pinke Delphin zeigt sich von seiner besten Seite

Direkt nach dem Essen war der nächste Ausflug geplant. Alle Mann ab ins Boot, es geht auf Kaiman Jagd. Na, zum Glück nicht wirklich Jagd. Wir fuhren den Ufern entlang auf der Suche nach Kaimanen. Alleine die Fahrt durch den dunkeln Dschungel war spannend. Man nimmt alles viel intensiver wahr. Irgendwann gelang es unserem Bootsführer einen kleinen Kaiman zu fangen. Ronaldo erklärte uns anhand des Kleinen, wie gross die werden können. Ausgewachsen wird seine Rasse ca. 5m, mit seinen 1 Jahr und 3 Monaten war er ca. 70cm gross. in der Gegend gibt es 3 Rassen und die gefundene ist die grösste. Wieder zurück in der Lodge zeigte uns Ronaldo noch die 3 Hausgäste. Alle 3 Kaymane sind ca. 3m gross und leben praktischerweise direkt unter der Küche.

Der kleine gefangene Kaiman an dem uns alles erklärt wurde

Der kleine gefangene Kaiman an dem uns alles erklärt wurde

Am Morgen hatten wir uns noch auf einen Capirinha an der Bar gefreut, jetzt freuten wir uns nur noch auf das Bett. Müde, glücklich und voller Eindrücke schliefen wir zum Sound des Dschungels ein.

Transport

Mit Schiff, Bus und Schiff zur Juma Amazon Lodge

Ausflüge

  • Meeting of the Waters
  • Native Homes besichtigen
  • Kaimane angucken

Unterkunft

Juma Amazon Lodge
Margem Esquerda do Rio Juma
Floresta Amazonica, 69240-000 – Manaus, Amazonas – Brazil
Tel.   (+55) 92 3232 2707     Fax.  (+55) 92 3877-1947
http://www.jumalodge.com.br/
SPECIAL RIVER VIEW BUNGALOW – Mutum Package (03 nights)

Tipps & Tricks

  • gute Schuhe und bequeme Kleidung
  • Sonnenhut und Sonnencreme

 

Die Welt erkunden, unterwegs sein, andere Kulturen kennenlernen… Dabei blühe ich auf. Schon als Kind war ich viel mit meinen Eltern unterwegs, damals vor allem in der Schweiz und Italien. Als Tween bereiste ich dann Europa, meist mit dem Interrail. Und jetzt ist es an der Zeit zusammen mit Reiner den ganz grossen Rest der Welt zu erkunden. Auch meine beiden anderen Hobbies sind eng mit dem Reisen verbunden. Sei es auf dem Sattel meiner „Swiss Lady“ (Motorrad) oder unterwegs an Konzerte in der Schweiz, Europa und manchmal auch weiter.

6 Kommentare zu “Amazonas von seiner schönsten Seite

    1. Monica & Reiner

      Hoi Du,
      es war in der Tat ein toller Ausflug. Wann immer wir denken es geht nicht besser, kommt es noch toller.
      Liebe Grüsse
      Monica & Reiner

  1. Zimmermann

    So Ihr zwei das ist ja viel spannender als ein Buch. Danke vielmals für die super Bilder und für denn Blog. Wir wünschen Euch noch viele schöne Erlebnisse. Liebe grüsse von Mami und Papi

    1. Monica & Reiner

      Hoi zäme,
      Danke für die lieben Worte. Es freut uns, dass ihr den Blog gerne lest. Wir schreiben auch gerne. Um SPAM auf unserer Seite zu verhindern müssen wir jeden Kommentar genehmigen. Deswegen dauerte es eine Weile bis euer Kommentar online ist.
      Liebe Grüsse aus dem wunderschönen Pantanal
      Monica & Reiner

  2. Anita

    Hallo zusammen, auch wir freuen uns immer wieder wenn wir etwas lesen dürfen, sogar ich (Anita) lese seit neustem. Sind immer sehr Interessant eure Beiträge. Sieht toll aus da im niergendwo, geniesst noch eure Ferien. Ganz liebe Grüsse von euren Gotti und Götti Kindern und natürlich auch von uns Anita und Andreas.

    1. Monica & Reiner

      Hoi zäme,
      Das ist ja schön, dass wir sogar dich zum lesen kriegen. Wir fühlen uns geehrt 😉 Jetzt sind wir noch mehr im nirgendwo, im Pantanal, Porto Jofre. Es ist als sitze ich in einem Zoo. So viele Tiere hat es um mich. Liebe Grüsse an alle zurück und einen extra dicken Knuddel für Jessica und Lukas
      von Gotti und Götti Monica und Reiner

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